Mittwoch, 31. Oktober 2007

Ich bin dafür, nicht dagegen

Irgendwann musste es ja mal passieren: "Stefan, sollen wir nicht mal als Gemeinde etwas gegen Halloween unternehmen?" Man muss doch etwas tun. Wir können doch nicht zulassen, dass Spiritismus verharmlost wird und sich als normal in den Köpfen unserer Kinder einnistet. Irgendwie richtig und trotzdem muss ich alle enttäuschen, die an dieser Stelle von mir erwarten, dass ich nun aufstehe und etwas gegen dieses Fest (?) unternehme. Ist euch schon einmal aufgefallen, dass Christen unglaublich stark darin sind, zu sagen, wogegen sie alles sind? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus das gemeint hat, als er sagte, dass wir losgehen sollen und den Menschen die gute Nachricht bringen sollen. Wir sind nicht dazu da, um gegen etwas zu sein, sondern für etwas (okay, das ist jetzt wieder einmal mächtig verkürzt formuliert, aber ich hoffe, ihr versteht, was ich meine). Ein Profil bekommen wir nicht dadurch, dass wir die Dinge der anderen kaputt machen, sondern dadurch, dass wir betonen, wofür wir stehen. Der 31.10. ist dafür das perfekte Beispiel. Ihr erinnert euch? Heute ist auch Reformationstag. Vor vielen Wintern schlug Mönch Martin seine 95 Thesen an eine Kirchentür (das war sein Blog) und löste damit die Reformation aus (was er zu diesem Zeitpunkt nicht gewollt hatte, er wollte nur mal eben auf ein paar Missstände (schreibt man das jetzt wirklich so?) in der Kirche aufmerksam machen, was mich daran erinnert, dass ich etwas ähnliches ausgelöst habe, als ich meiner Tochter abends kurz vor dem Schlafengehen noch befohlen habe, ihr Zimmer aufzuräumen, aber das ist eine ganz andere Geschichte). Zurück zu Martin. Ihm haben wir es zu verdanken, dass die alte Wahrheit wieder ans Licht kam, dass wir Menschen von Gott bedingungslos angenommen werden und dass wir nicht aufgrund unserer Leistungen mit ihm leben können, sondern dass allein der Glaube ausreicht (der uns übrigens auch wiederum von Gott geschenkt wird). Ich finde, die Botschaft der Reformation ist viel stärker als nur zu sagen: "Wir Christen halten nichts von Halloween."

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Elias

Elias (1,5) liebt Eier. Vor ein paar Tagen steht er morgens auf, kommt in die Küche geschlurft und fragt verschlafen: "Papa, Eier?" Ich: "Nein, heute gibt es keine. Erst wieder am Sonntag." Elias: "Manno." Steckt seine Hände in die Taschen seines Schlafanzugs und geht wieder zurück ins Bett.

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Sanctorum Communio

Ich lese gerade von Dietrich Bonhoeffer Sanctorum Communio – eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche. Ich weiß, das hört sich so spannend an, wie das letzte Deutschlandspiel gegen Irland (ich bin noch vor der ersten Halbzeit ins Bett gegangen), aber nachdem ich mich nun gegen die etwas zähe Sprache Bonhoeffers gekämpft habe, werden immer mehr Schätze sichtbar.

Einer der Sätze, die mich nachdenklich gemacht haben: "Die Realität der Sünde ist geblieben, auch in der Gemeinde Gottes, so auch in der communio peccatorum, Adam ist nur in eschatologischem Hinblick durch Christus wirklich abgelöst (in spe). Solange es Sünde gibt, ist auch in jedem Menschen noch die ganze sündige Menschheit."

Ich finde solche Gedanken auf der einen Seite sehr herausfordernd, auf der anderen aber auch sehr Mut machend. Ich fange mal von hinten an: Mut machend, weil ich glaube, dass wir uns viel zu oft in den Gemeinden überfordern, in dem wir verlangen oder erwarten, dass alles perfekt zu sein hat. Dass sich jeder aufopfernd um den anderen kümmert, dass Machtspiele in unseren Räumen nicht mehr stattfinden und dass Gemeinde der Vorhof zum Himmel sein muss. Bonhoeffer entspannt hier. Solange unsere Füße diese Erde berühren werden wir Fehler machen und Dinge tun, die wir lieber lassen sollten. Ich denke, mit dieser Haltung schützen wir uns vor Enttäuschungen und unsere Gemeinschaften davor, sich zu überfordern.

Anderseits fordert mich das, was Bonhoeffer sagt, auch heraus. Denn ich will mich mit diesem Zustand nicht so einfach zufrieden geben. Ich will mehr und mehr lernen, wie Gemeinschaft "funktioniert", will mich vom Geist Gottes verändern lassen, um Gemeinschaft leben zu können. Ich sehne mich danach, dass ich von meiner Sehnsucht nach mir allein geheilt werde. Ich will mich nicht mit dieser Haltung zufrieden geben: "Ich bin schlecht, du bist schlecht, lass uns zusammen schlecht sein." Ich will, dass der alte Adam stirbt.

Dienstag, 9. Oktober 2007

Der große Westminster Katechismus

Ich habe gerade etwas im Westminderst Katechismus gestöbert. Manche theologischen Überzeugungen, die dort genannt werden, finde ich schon mächtig schräg. Was mich aber fasziniert hat, sind die ersten Sätze, die alles Wichtige auf den Punkt bringen.

Frage: Was ist die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen?

Antwort: Die vornehmste und höchste Bestimmung des Menschen ist, Gott zu verherrlichen und ihn vollkommen zu genießen in alle Ewigkeit.

Okay, neu ist das auch nicht. Mindestens seit Augustin finden sich solche Sätze in unseren Bücherregalen wieder, aber es ist gut, daran erinnert zu werden. Mitten im Alltag, wenn wieder einmal alles andere wichtiger geworden ist. Wenn mein Leben mit Gott wieder einmal verkürzt wurde auf ein Leben für Gott.

Interessant ist auch zu sehen, wie die Jungs aus Westminster das Thema Anbetung füllen. Für sie besteht echte Anbetung aus vier Elementen: Anerkennung Gottes, Zuneigung, Unterwerfung und Anbetung – es geht also um viel mehr, als nur darum, ein paar Minuten im Gottesdienst Lieder zu singen und zu beten und auch um mehr, als darum, sich an die Regeln zu halten. Anbetung ist nach wie vor eine Lebenshaltung, die nicht immer bequem und von angenehmen Gefühlen begleitet wird, sondern kann auch manchmal sehr schwer sein (zumindest im Blick auf Anerkennung und Unterwerfung, wenn ich dann einfach mal Dinge sein lasse, nicht weil ich es einsehe, sondern weil ich mich Gott unterordne). Anbetung ist nicht das, was mir gefällt, sondern das, was Gott ehrt. Schön, wenn beides zusammenkommt, aber das ist nicht die Voraussetzung.


 

Noemi, Tabita und Elias

Noemi, Tabita und Elias
Drei Gründe, um Gott dankbar zu sein.