Ich lese gerade von Dietrich Bonhoeffer Sanctorum Communio – eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche. Ich weiß, das hört sich so spannend an, wie das letzte Deutschlandspiel gegen Irland (ich bin noch vor der ersten Halbzeit ins Bett gegangen), aber nachdem ich mich nun gegen die etwas zähe Sprache Bonhoeffers gekämpft habe, werden immer mehr Schätze sichtbar.
Einer der Sätze, die mich nachdenklich gemacht haben: "Die Realität der Sünde ist geblieben, auch in der Gemeinde Gottes, so auch in der communio peccatorum, Adam ist nur in eschatologischem Hinblick durch Christus wirklich abgelöst (in spe). Solange es Sünde gibt, ist auch in jedem Menschen noch die ganze sündige Menschheit."
Ich finde solche Gedanken auf der einen Seite sehr herausfordernd, auf der anderen aber auch sehr Mut machend. Ich fange mal von hinten an: Mut machend, weil ich glaube, dass wir uns viel zu oft in den Gemeinden überfordern, in dem wir verlangen oder erwarten, dass alles perfekt zu sein hat. Dass sich jeder aufopfernd um den anderen kümmert, dass Machtspiele in unseren Räumen nicht mehr stattfinden und dass Gemeinde der Vorhof zum Himmel sein muss. Bonhoeffer entspannt hier. Solange unsere Füße diese Erde berühren werden wir Fehler machen und Dinge tun, die wir lieber lassen sollten. Ich denke, mit dieser Haltung schützen wir uns vor Enttäuschungen und unsere Gemeinschaften davor, sich zu überfordern.
Anderseits fordert mich das, was Bonhoeffer sagt, auch heraus. Denn ich will mich mit diesem Zustand nicht so einfach zufrieden geben. Ich will mehr und mehr lernen, wie Gemeinschaft "funktioniert", will mich vom Geist Gottes verändern lassen, um Gemeinschaft leben zu können. Ich sehne mich danach, dass ich von meiner Sehnsucht nach mir allein geheilt werde. Ich will mich nicht mit dieser Haltung zufrieden geben: "Ich bin schlecht, du bist schlecht, lass uns zusammen schlecht sein." Ich will, dass der alte Adam stirbt.
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