Freitag, 15. Februar 2008

Gottesdienst mit Heilungsgarantie

Ich mag es nicht, öffentlich über Macken bei anderen Menschen zu schreiben, aber manchmal wird der Bogen doch etwas überspannt und ich muss es einfach loswerden. Gestern habe ich eine Einladung zu einem Gottesdienst mit einem Heilungsprediger bekommen. Gut, Gott benutzt Menschen, um andere zu heilen. Keine Frage, aber kritisch wird es dann, wenn es heißt: "Mit diesen Zeilen möchte ich Sie herzlich zu unseren Heilungs-Gottesdiensten einladen. Offensichtliche Heilungen finden in jedem der Gottesdienste statt." Es mag sein, dass es eine Beobachtung aus der Vergangenheit ist, dass Gott in jedem seiner Gottesdienste geheilt hat, aber mit welchem Recht behaupten wir, dass Gott das auch in Zukunft macht?

Ich werde bei solchen Veranstaltungen das Gefühl nicht los, dass hier ein Spektakel (ein anderes Wort fällt mir gerade nicht ein) vermarktet wird. Gott wird verfügbar gemacht und viel zu schnell stehen plötzlich der Heiler und seine Vollmacht im Mittelpunkt.

Wenn ich Jesus richtig verstehe, dann hat er seine Wunder nicht in erster Linie deswegen vollbracht, um alle Krankheiten zu heilen. Wenn dem so wäre, dann hätte er eine ziemlich schlechte Arbeit abgeliefert, denn eine ganze Reihe von Leuten hat er nicht geheilt. Vielmehr tat er die Wunder, um seine Botschaft zu unterstreichen. Er hat nicht nur davon geredet, dass das Reich Gottes angebrochen ist, er hat es den Menschen gezeigt. Denn die Folge von Sünde sind ja gerade Tod, Krankheit, Hunger und der ganze Krempel und indem Jesus diese Dinge zeichenhaft bekämpft hat, sollten die Menschen sehen und verstehen, dass seine Worte wirklich wahr sind.

Das Reich Gottes ist zwar angebrochen, aber noch nicht vollkommen und nicht vollkommen sichtbar. Und solange wir in dieser "Schon-jetzt-und-noch-nicht-Spannung" leben, solange wird es beides geben: Krankheit und Tod auf der einen Seite und Menschen, die von Gott geheilt werden. Wir können über Leben und Gesundheit nicht einfach so verfügen und wir können Heilung in einem Gottesdienst nicht garantieren. Und wenn eine Heilung nicht auf Jesus hinweist, dann läuft etwas schief.

Michael Herbst hat einmal geschrieben: „Im Blick auf die Wirkungen sind die Jünger nicht über ihrem Meister. Wirkung ist ihnen verheißen, nicht aber durchgängiger Erfolg. Auch sie erfahren Zustimmung und Ablehnung. Siege in der unsichtbaren und in der sichtbaren Welt und auch Verfolgung und Anfechtung. Sie erleben, dass Vollmacht für sie nicht das Selbstverständliche ist: die Erfahrungen der Ohnmacht (vgl. Mk 9,14-20) zeigen ihnen, dass sie von der Vollmacht Jesu abhängig bleiben. (Herbst /Schneider: … denn wir predigen nicht uns selbst, Seite 22)


 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke, dass du es so offen und fair aussprichst. Zu oft habe ich nur eine der beiden Seiten gehört: Entweder offen und lieblos oder wischiwaschi und und weichgespühlt. Du triffst den Ton und du triffst ins Schwarze. Klasse.

Noemi, Tabita und Elias

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