Donnerstag, 6. Dezember 2007

Nana Fritz

Gestern hatten wir hier in der Stadtmission Fritz Pawelzik zu Gast. Der Mann stammt zwar aus dem Ruhrgebiet, wurde aber vor einigen Jahren zum Häuptling der Ashanti ernannt. Ganz spannende Geschichte. Bis heute ist er das Oberhaupt von rund 300.000 Menschen. Zu seinem Volk gehören Christen (evangelische, katholische, charismatische usw.) und eine ganze Reihe Moslems. Der Häuptling weiß, dass sie nicht alle zu demselben Gott beten und Pawelzik ist jemand, dessen Herz ganz und gar für Jesus schlägt und trotzdem reden sich die Aschantis als Brüder und Schwestern an, auch dann, wenn sie einer anderen Religion angehören. Der Glaube trennt sie, aber ihre Zugehörigkeit zu einem Volk vereint sie. Können wir hier von ihnen lernen? Sicherlich macht es jetzt keinen Sinn, über die Auferstehung des deutschen Volkes zu reden. Deutschland wurde globalisiert – die Klasse meiner Tochter ist eine riesige bunte Mischung von Kindern aus allen möglichen Nationen. Auch wenn wir alle in einem Land leben und selbst wenn wir alle denselben Pass hätten, wir wäre nicht ein Volk. Und trotzdem vereint uns die Tatsache, dass wir Menschen sind. Ich weiß, dass das ein alter Hut ist, aber manchmal werde ich den Eindruck nicht los, das wir das übersehen und doch wieder Feindbilder mit uns rumschleppen, mit denen wir uns voneinander abgrenzen und es nicht zu lassen, dass Brücken überhaupt gebaut werden. Warum gibt es in unseren Gemeinden so wenig Ausländer? Das hat doch nicht nur was mit McGavarans Entdeckung zu tun, dass Menschen dann eher Christen werden, wenn sie dabei keine kulturellen Grenzen überschreiten müssen, sondern damit, dass wir so gut wie keine ausländischen Freunde haben, mit denen wir über unseren Glauben reden. Und woran liegt das wiederum? Warum bleiben wir so gern unter uns? Oder liegt es doch nur an dem fehlenden Willen der Ausländer, sich zu integrieren?

In unseren Kindergruppen kriegen wir das interessanterweise leichter hin, aber schon bei den Jugendlichen hört es so langsam auf und spätestens der Gottesdienst ist einfarbig. Ich denke, es wäre ein erster guter Schritt, wenn wir den Mut hätten, die Menschen um uns herum tatsächlich als Brüder und Schwestern zu sehen. Wie würdest du deine Schwester behandeln, wenn du sie beim Aldi an der Kasse triffst? Vermutlich anders, als die Ausländerin, die da sonst immer sitzt. Stell dir vor, die Ausländerin wäre deine Schwester. Wie würdest du deinen Bruder behandeln, der abends an deiner Tür steht, zittert und dich fragt, ob du noch was zu essen hast, weil es im Moment etwas knapp bei ihm ist? Vermutlich anders, als den Penner, der sonst immer kommt. Stell dir mal vor, der Penner wäre dein Bruder. Auch wenn wir nicht immer denselben Glauben haben, verbindet uns mehr als uns trennt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Alte Hüte passen doch am besten.

Danke für deine Ausführungen, Stefan. Einfache, klare und wahre Worte. Wir sollten bloß öfter dran denken, dann würde die Welt anders aussehen.

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