Montag, 30. April 2007

In der Gegenwart Gottes leben

Ich habe heute wieder mal bei Michael Frost weitergelesen. Es ging um die Frage, wie wir heute eng verbunden mit Gott im Alltag leben können. Dazu hat er ein paar Leitsätze von Bruder Lawrence ausgegraben, die mir sehr gut gefallen haben. Der gute Bruder war Mönch der Karmeliter - interessanterweise arbeitete er nicht als Cheftheologe, sondern als Koch und später als Sandalenmacher - wobei seine letzte Beschäftigung etwas komisch ist, da seine Bruderschaft auch als die Barfüßer bekannt waren. Na ja, vielleicht waren auch einfach nur seine Sandalen schlecht. Jedenfalls verfasste Bruder Lawrencen ein paar Leitsätze für geistliche Übungen, die uns helfen sollen, die Gegenwart Gottes in unserem Alltag stärker zu erfassen. Hier kommen sie:

1. Suche Gottes Gegenwart: Beschütze dein Herz so, dass es durch und durch rein bleibt
Es geht darum, darauf zu achten, was wir unserem Kopf, unseren Augen und unseren Ohren antun. Damit trifft der Bruder voll ins Schwarze. Ich bin bei weitem nicht weltfremd und schreie auch nicht gleich "Gefahr" sobald etwas Neues am Horizont erscheint, aber es ist so unglaublich leicht geworden, sich mit Dingen zu zu müllen, die unsere Seele austrocknen. Statt uns also mit allem möglichen vollzupumpen, sollten wir stärker fragen, was uns näher zu Gott bringt und was uns wirklich gut tut. Wer es nicht glaubt, den lade ich zu einem Selbstversuch ein: Schau mal eine halbe Stunde mit geschlossenen Augen in die Sonne und denke darüber nach, wie sehr Gott dich liebt. Anschließend schau dir irgendeine Soap an und frage dich, ob Benny nun die Drogen bei Jennifer versteckt hat oder ob es doch Robert war. Dann überlege dir mal in Ruhe, bei welchen Teil des Tests es dir besser ging.

2. Siehe Gottes Gegenwart: Konzentriere deine Seele ganz und gar auf deinen Glaube an Gott
Versuche Gottes Gegenwart in jedem Detail deines Lebens zu entdecken. Nein, es geht nicht darum, jetzt zum Pantheismus überzutreten, sondern zu verstehen, dass Gott in jedem Augenblick unseres Lebens bei uns ist und alles hier um uns herum von ihm geschaffen wurde.

3. Lebe Gottes Gegenwart: Tue alles, was du tust, um Gott damit zu lieben
Also nicht nur im Gottesdienst sitzen, Lieder singen und über die Predigt staunen, sondern jedes Minute deines Alltags soll eine Liebeserklärung sein. Nicht, damit Gott dich liebt (das tut er schon lange), sondern gerade weil er dich liebt. Straße fegen, Elektroleitungen verlegen, Auto fahren und dabei ständig vor Augen: Gott, ich mach das jetzt so, dass du dich darüber freust. Nein, Lawrece hatte keine Kinder, die abends quengeln .... Aber auch wenn es manchmal sehr schwer ist, das umzusetzen, ist es trotzdem ein guter Ansatz.

4. Sprich in die Gegenwart Gottes: Sende kurze Gebete zu Gott
Statt große Morgen- oder Abendgebete, statt breite Gebetsgemeinschaften im Hauskreis, statt einem Wettstreit der Formulierungen ist unser Freund der Mönch der Ansicht, dass wir uns auf kurze Gebete konzentrieren sollten, die so klingen können: "Danke Gott, dass du mich liebst." "Du bist König." "Gott, dir sei alles Ehre." Nicht nur einmal am Tag kurz vor dem Einschlafen, sondern immer wieder und in allen möglichen Situationen.

5. Bewahre die Gegenwart Gottes: Siehe die Gegenwart als das Wichtigste in deinem Leben
Wenn wir uns darauf konzentrieren, werden wir die Prioritäten im Leben immer richtig setzen.

Natürlich neu und spektakulär sind diese Sätze alle nicht, aber ich denke, in ihnen steckt eine tiefe Weisheit, die wir dann am besten entdecken, wenn wir anfangen, sie umzustetzen.

Sonntag, 29. April 2007

Sonntagabend


Die Engländer sitzen im Flugzeug, die Kinder sind so gut wie im Traumland angekommen und Karin bereitet sich auf einen Zug durch die Gemeinde mit Heike vor (na ja, sie gehen einen Salat essen). Es war ein wunderschönes Wochenende, wenn auch nicht ganz stressfrei, aber schön.

Cedric hat gepredigt (das ist der Mann links auf dem Foto). Seine Worte taten gut, weil er jemand ist, der hinter seine Botschaft zurücktritt. So ist es einfach, dass seine Predigt eine Erfahrung (also etwas ist, was dir wirklich weiter hilft) wird und nicht bloß ein Erlebnis bleibt. Nach der Predigt gab er ein paar Eindrücke weiter, die ihm Gott aufs Herz gelegt hat. Ich glaube, mit jedem Gedanken hat er voll ins Schwarze getroffen und den Menschen ein wenig von der Liebe Gottes gezeigt - und das in seiner beeindruckenden dienenden Art.

Wer übrigens mehr Fotos sehen will, muss nur auf das Foto klicken.

Gestern war die letzte JesusHouse-Veranstaltung. Vorhin habe ich bei Idea gelesen, dass es zwar weniger Zuschauer gab, aber alles in allem mehr Entscheidungen. Das ist schön. Was mir Sorgen macht ist, in dem Zusammenhang das, was ich in einer Mail aus meiner alten Arbeitsgruppe gelesen habe. Es gibt zumindest hier in Hamburg relativ wenig Nacharbeitsgruppen. Ich hoffe, dass sich daran noch etwas ändert, denn wen wir es jetzt nicht schaffen, die Jungs und Mädels, die einen Anfang mit Jesus gemacht haben, mit anderen Christen zu vernetzten, dann war die ganze Arbeit der letzten Monate mehr oder weniger umsonst.

Freitag, 27. April 2007

Ein runder Tag

Bevor das Sandmännchen an meine Tür hämmert, will ich doch noch mal ein paar Gedanken festhalten. Ich war heute mit Cedric Hobbs, seiner Frau Audry und fünft Studenten aus England unterwegs - alles durch die Bank weg nette Leute. Wenn jemand mal Besuch aus England haben will, dann sollte er sich ein paar von ihnen einladen.

Ich habe ihnen ein wenig von Hamburg gezeigt und sie haben mir die Chance gegeben, mein Englisch zu trainieren. Der Vortrag lief prima - Cedric meinte hinterher, dafür, dass dies mein erster Vortrag auf Englisch war, war es richtig gut. Sie sind wirklich sehr freundlich ....
Es war gut mit ihnen zu reden und vor allem, sich mit ihnen darüber zu unterhalten, wie wir Menschen erreichen können. Es hilft mir sehr, meine Gedanken in solchen Gesprächen zu platzieren, wirken zu lassen und zu sehen, wie sie aufgenommen und weitergedacht werden.

Später habe ich mich noch mit Sarah unterhalten. Sie wollte wissen, wie viele Gemeinden es in Hamburg gibt. In meiner Antwort erwähnte ich auch, dass es einige hier gibt, in denen Jesus alles andere als eine zentrale Rolle spielt. Das hat sie merklich geschockt. Warum lässt mich das eigentlich so kalt?

Seit gestern weiß ich nun ganz offiziell, dass ich zum Theologischen Arbeitskreis des BEG's gehöre (das ist die Gemeindevereinigung, zu der wir gehören). Das finde ich jetzt richtig herausfordernd, zumal wir uns dort demnächst intensiv mit dem Thema Gemeinde und Gemeindeverständnis geschäftigen. Die nächste Sitzung ist in rund 14 Tagen im tiefsten Bayern. Na gut, Opfer gehören eben dazu.

Es hat geklopft. Ich nehme an, es ist der kleine Kerl mit der Mütze und dem Sack voller Schlafsand ....

Donnerstag, 26. April 2007

Feierabend!

So, ich habe gerade mein Referat fertig gemacht, das ich morgen bei unseren Freunden aus England halten werde. Es ist das erste Mal, das ich so etwas nicht in meiner Muttersprache tue. Ich hoffe sehr, dass die Jungs und Mädels anschließend nicht fest davon überzeugt sind, ich hätte die Gabe der Zungenrede.
Ehrlich gesagt, würde ich lieber Fragen stellen, als von uns zu erzählen. Mich interessiert es nämlich sehr, wie die auf der Insel im Augenblick Gemeinde bauen. Ich lese in letzter Zeit immer mal wieder ein Buch aus dem Königreich und habe den Eindruck, dass sie an manchen Stellen schon weiter gedacht haben als wir.

Besuch aus England

Heute kommen Cedric Hobbs, seine Frau Audry und eine Handvoll Studenten aus England bei uns an. Sie wollen ein paar Tage bei JesusHouse dabei sein und in Hamburg missionarisch arbeiten. Die Frage, die mich im Augenblick am stärksten herausfordert ist, was sie morgen am Vormittag machen werden. Eigentlich wollten sie in die Schule, um dort den Unterricht mit zu gestalten, aber hier geht eine Tür nach der nächsten zu. Unser Chris-Team ist bei den JesusHouse-Schuleinsätzen mit dabei. Die Engländer selber haben leider die Schulungen nicht mitgemacht und können sich deswegen hier nicht mit einklinken (es ist gar nicht so schwer, kompliziert zu sein). Die anderen Schulen, die wir angefragt haben, haben irgendwelche Sonderprogramme. Vielleicht sollten wir mal darüber nachdenken, ob Gott uns damit nicht doch etwas klar machen will. Ich werde Cedric vorschlagen, die Studenten jeweils zu zweit los zu schicken mit dem Auftrag sensibel zu sein, für das, was Gott ihnen vor die Füße legt. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass das schon mal ganz gut funktioniert hat.

In der Bibelstunde geht es heute um Rut. Ich finde es sehr spannend zu lesen, wie Gott Rut und Boas führt. Ohne spektakuläre Worte, ohne die Stimme eines Propheten, einfach so. Schritt für Schritt, um an Ende dann an seinem Ziel mit ihnen (und uns) anzukommen.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass es zwischen dem ersten und dem zweiten Absatz einen Zusammenhang gibt …

Mittwoch, 25. April 2007

Mein Sohn ist ein Held!



Karin hatte am Montag Geburtstag und wir waren im Tierpark. Tiere zum Anfassen, Streicheln und Liebhaben ohne Ende. Elias Auge in Auge mit den Rehen, ohne Furcht. Nur er und die Bestie – und er liebte es, sie durch den Wald zu jagen :-). Abends wollte ich eigentlich den Rehrücken machen, den Lutz mir besorgt hat. Karin meint, das sei nicht ganz passend. Na gut. Es gab Camembert, war auch lecker.

Ich blogge!

So, nun gehöre ich auch dazu. Zu denen, die bloggen. Und nein, ich tue es nicht, weil es hip ist oder weil ich nicht genau weiß, was ich mit meiner Zeit machen soll. Meine Frau , die ich liebe, weigert sich schon nach 12 Stunden Hausarbeit, stundenlangem Spielen mit unseren drei Kindern und ihrer eigenen Arbeit als Physiotherapeutin, meinen Visionen und neusten Erkenntnissen zu folgen. Und bevor mich die Telefonseelsorge wegen Stalkings verklagt, hämmere ich also meine Gedanken hier hinein. Hinzu kommt, dass das hier eine prima Möglichkeit ist, um einmal ein paar Fotos unserer Familie weiter im Süden zugänglich zu machen. Schade, dass wir uns so selten sehen.

Der Name Exiles habe ich bei Michael Frost abgeschrieben. Ich lese gerade sein Buch. Der absolute Hammer. Frost denkt darin über die Frage nach, wie Christen am Ende des Christentums innerhalb einer postmodernen Kultur leben und agieren können. Er vergleicht unsere Situation mit Israel während ihrer Zeit im babylonischen Exil. Auch sie sollten nicht einfach herumjammern und sich die Hemden vollheulen, sondern sollten anfangen, nach vorne zu schauen, Häuser zu bauen, sich um das Wohl der Stadt kümmern und zu leben anfangen. In meinem Job als Pastor treffe ich viel zu viele Leute, die immer noch am Lagerfeuer sitzen und mit ihren Gedanken in der guten alten Zeit hängen. Gut, vielleicht war manches einfacher, als unsere Kultur stärker von der christlichen Lehren geprägt war (ob sie wirklich christlicher war, wage ich mal zu bezweifeln), aber Freunde, wir leben jetzt, hier, im Jahre 2007. Unser Glaube ist derselbe, unser Gott ist derselbe, das Kreuz ist immer noch gültig, nur die Welt um uns herum hat sich verändert. Lasst uns darauf reagieren und dann "tapfer weiter", wie mein Inspektor immer so schön sagt.

Einen Gedanken, den ich bei Frost besonders spannend fand (ich bin erst auf Seite 80), ist der, dass Jesus ebenfalls im Exil war. Er hat seine Heimat (den Himmel) aufgegeben und wurde ganz und gar einer von uns. Er identifizierte sich ganz und gar mit den Menschen, mit denen er zusammen gelebt hat – und ist es nicht erschreckend, wie schnell wir in seiner Gemeinde dazu tendieren, uns von "der Welt" zu distanzieren? Wir schaffen eine christliche Subkultur und denken, das sei christlich, dabei wäre genau das Gegenteil davon richtig. Wenn wir nicht mit den Menschen leben, die Jesus nicht kennen, wie sollen sie ihn dann kennen lernen? Wir sollen wir ihre Fragen beantworten, wenn wir gar nicht wissen, welche sie stellen? Wie sollen wir sie lieben, wenn wir ständig unter uns bleiben?

Noemi, Tabita und Elias

Noemi, Tabita und Elias
Drei Gründe, um Gott dankbar zu sein.