Montag, 11. Juni 2007

Alleinsein und Gemeinschaft

Bonhoeffer hat einmal sinngemäß gesagt: "Man muss in der Lage sein, allein sein zu können, um auch fähig zu sein, Gemeinschaft leben zu können und man muss Gemeinschaft leben können, um allein sein zu können." Also so in etwas (bin gerade zu faul, um das Buch gemeinsames Leben zu suchen, außerdem ist es einfach viel zu warm).

In vielen Völkern gibt es bis heute Initiationsriten. Da müssen zum Beispiel Jungs an der Schwelle zum Erwachsenwerden ein paar Tage allein in der Wildnis klarkommen und eine Aufgabe erledigen. Für einen Hamburger könnte das so aussehen, dass er eine Woche in Harburg überleben und irgendein Tier erlegen muss.

Wenn ich das richtig verstehe, dann leben diese Völker genau das, was Bonhoeffer gesagt hat. Die Männer müssen zeigen, dass sie reif genug sind, um allein klar zu kommen. So können sie dann ihrer Gemeinschaft ganz anders dienen, als Jungs, die nicht in der Lage sind, für sich zu sorgen. Kann es sein, dass wir das für unsere christlichen Gemeinschaften neu entdecken müssen? Ich habe manchmal den Eindruck, dass viele Menschen nur deswegen zu uns kommen, weil sie nicht mehr allein sein wollen – und legen damit die Latte ihrer Erwartungen an eine Gemeinschaft ziemlich hoch. Ihre Botschaft lautet: "Ich bin einsam, ändere etwas daran. Ich bin allein – kümmere dich um mich." Die Folge davon ist die, dass die Gemeinschaft ihnen dienen muss und nicht umgekehrt. Schnell endet das in Überforderungen, falschen Erwartungen, Enttäuschungen und dem dumpfen Gefühl, es allen recht machen zu müssen. Vielleicht ist es gut, wenn wir nicht nur darüber nachdenken, wie wir in der Gemeinde die Gemeinschaft verbessern, sondern wenn wir unseren Leuten auch helfen, allein sein zu können.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Betrachtungsweise finde ich hier etwas einseitig. Ich denke, der Grund in eine Gemeinde zu gehen, um nicht mehr so viel allein zu sein, ist ist kein schlechter Grund! Und nicht bei allen ist das gleich mit dem Anspruchsdenken verbunden, dass sich alles um einen selbst zu drehen hat. (In den Mittelpunkt gehört nur Jesus)Es gibt durchaus auch Leute, die eher Hilfestellung dabei nötig haben, in Gemeinschaft zu sein und sich dabei nicht als Randfigur zu fühlen. So geht es jedenfalls mir, und ich weiß, dass ich damit auch nicht allein bin. Gerade wer viel allein ist, hat oft nicht den Mut,einfach irgendwo hinzugehen und überall mitzumischen oder, mehr oder weniger durch die Blume, Wünsche oder Forderungen zu äußern, wie die Dinge zu laufen haben. Mir persönlich hilft es,eine Aufgabe zu haben. Habe ich keine, bin ich oft nicht in der Lage, eine Veranstaltung zu besuchen, denn ich fühle mich so überflüssig wie eine Ameise im Zuckertopf. Nichts für ungut, aber es gibt eben beide Seiten!

LG, Marion

Bernd hat gesagt…

Sehr interessant wie verschieden die Sichtweisen sind, wenn man in unterschiedlichen Stellungen lebt. Ich glaube auch das vieles heute missverstanden wird und das wir eine echte Umkehr zurück zur Gemeinschaft brauchen. Allerdings können Events usw. nur eine Brücke sein und entscheidend ist auch das daraufzu gearbeitet wird.

Ebenso wichtig empfinde ich auch einen echten Ausgleich zur anonymisierten, globalisierten Ellenbogengesellschaft zu schaffen. Dort wo Raum ist für lebensnahe Gemeinschaft ist die nicht nur mit Fröhlichkeiten zudeckelt sondern auch echte Angebote schafft und Nöte berücksichtigt.

Den Menschen ernst nehmen, ihn annehmen, Zuhören und Reden, Zeit miteinander zu verbringen.

In einer kalten Welt, müssen wir Christen uns auch wieder mehr in den Arm nehmen. ;-)

Bernd

Noemi, Tabita und Elias

Noemi, Tabita und Elias
Drei Gründe, um Gott dankbar zu sein.