Donnerstag, 20. September 2007

Dienstag, 18. September 2007

Oxford, Nachlese

Nachdem ich ich wieder den Kontinent unter meinen Füßen habe, ist ein guter Zeitpunkt gekommen, um einmal das zu reflektieren, was ich in den letzten Tagen gesehen habe. Die spannendste Frage ist für mich, wie der Gemeindeverband in Oxford es geschafft hat, so relevant für seine Umgebung zu werden.
Ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind:

Sie leben sehr bewusst mit dem Heiligen Geist. Gebet und Hören auf Gottes Reden nehmen einen hohen Stellenwert ein. Leben mit dem Gott, der redet, ist für sie keien Theorie, sondern Alltag. Im Leitungsteam sind Leute, die die Gabe der Prophetie haben und die Pastoren arbeiten sehr eng mit ihnen zusammen.
Sie haben liebevolle Beziehungen untereinander. Während ich in Oxford war, wurde bekannt, dass sich ein Jugendlicher aus einer der Gemeinden das Leben genommen hat. Die ganze Gemeinde hat sich getroffen, um für die betroffene Familie zu beten. Steve sprach davon, dass er den schönsten Arbeitsplatz hat, den er sich vorstellen kann, weil er den ganzen Tag mit seinen Freunden zusammen ist.
Sie dienen sich gegenseitig. Die „Profis“ treten nicht als Allwissende auf, sondern ordnen sich der Gemeinde unter, der sie dienen. Sie sagen nicht, was die Gemeinden für den Verband tun können, sondern sie fragen sich, wie sie den Menschen in den Gemeinden helfen können, um geistlich zu wachsen.
„Mündige Gemeinde“ bedeutet für sie nicht in erster Linie, dass immer alle ihre Meinung sagen, sondern bedeutet, dass möglichst alle ihre geistlichen Gaben kennen und sie einsetzen.
Sie bemühen sich sehr, dass die Menschen in ihren Gemeinden geistliche Ziele erreichen und ständig wachsen. Sie haben keine „Angebote“ in der Gemeinde, sondern ein geistliches Gesamtkonzept.
Es geht nicht um Konzepte oder um große Veranstaltungen, sondern um den einzelnen Menschen.
Die Leitung ist anerkannt. Sie müssen sich nicht für ihre Entscheidungen rechtfertigen und alles dokumentieren, sondern die Gemeinden vertrauen ihnen und das gibt ihnen die nötige Freiheit.
So können Entscheidungen getroffen und Wege gegangen werden, ohne sich in elend langen Diskussionen zu verstricken.


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Montag, 17. September 2007

Oxford IV

Wir haben zwar erst 16.00 Uhr, aber mein Kopf fühlt sich an, als wäre es schon lange nach Mitternacht. Hinter mir liegt ein unglaublich kompakter Tag. Alles begann wieder mit einem guten Frühstück bei Hobbs und der anschließenden Fahrt nach Oxford. Um 9.00 Uhr habe ich an der Andacht der Studenten teilgenommen. Simon, der Direktor stellte mich kurz vor und dann ging es los. Zuerst erzählten die Studenten, was sie am Wochenende mit Gott erlebt hatten. Das war schon Andacht genug, aber es ging noch gut 20 Minuten weiter mit ein paar geistlichen Gedanken eines Studenten und einer Anbetungszeit. Danach bat mit Simon für die Studenten des neuen Semesters zu beten und sie zu segnen.

Um 10.00 Uhr trafen wir dann Steve, den Hauptpastor der 13 Gemeinden. Es war ein prächtiges und lebhaftes Gespräch, bei dem ich einige Antworten auf meine Fragen bekommen habe. Zwar kochen die hier auch nur mit Wasser, aber ihr Wasser ist irgendwie anders.
Nachdem alles gesagt wurde, was gesagt werden musste, beteten wir zusammen und füreinander und weiter ging es zu Simon. Man merkte schnell, dass sein Herz für seine Studenten schlägt. Wir haben auch hier lange geredet, über die Bibelschule, ihre Ziele und die Möglichkeit für die Studenten für ein paar missionarische Einsätze nach Deutschland zu kommen.
Auf dem Rückweg von Oxford hielten wir dann noch an einer Schule, die ebenfalls zu Salt and Light gehört. Cedric schleuste mich in die Deutschlasse. Die Lehrerin wusste zwar, dass wir kommen wollten, hatte das aber wohl vergessen, weil sie gerade angefangen hatte, einen Deutschtest schreiben zu lassen. Der Test wurde dann für uns unterbrochen – und ich weiß, dass mich ein Haufen Teenager hier in England nun unglaublich lieben. Nachdem ich begrüßt wurde, rief die Lehererin in die Klasse: "Deutschland ist ..." und die ganze Klasse antwortete: "Deutschland ist geil." Ich musste dann auf den heißen Punkt (ein roter Fleck im Klassenraum, ich möchte gar nicht wissen, wozu der sonst verwendet wird, die Erinnerungen an meine Schulzeit ohne roten Flecken auf dem Boden hat mir schon gereicht) und die Schüler mussten mir ein paar Fragen stellen. Das war nett, weil sie gemerkt haben, dass es etwas bringt, eine fremde Sprache zu lernen. Gut 20 Minuten später machten wir uns dann auf den Heimweg und die Schüler wieder daran, ihren Test weiterzuschreiben.

Bei Hobbs gab es dann Lunch und ich machte mich anschließend ans Kofferpacken, bevor wir uns in Richtung London aufmachten. Unterweges hielten wir an einer Grundschule an, die ebenfalls zum Gemeindeverband gehört. Was mich beeindruckt hat, sind die Sicherheitsbestimmungen hier. Am Eingang mussten wir uns in eine Liste eintragen, mit Namen, Ankunftszeit und unserer Unterschrift. Dann haben wir uns ein paar Klassen angeschaut, mit den Lehrerinnen gesprochen und die Schüler angelächelt. Es war ein unglaublich süßes Bild, die Jungs und Mädels, die alle in Tabitas Alter waren, in ihren Schuluniformen zu sehen.

Jetzt sitze ich gerade auf dem Flughafen hinter der Sicherheitskontrolle und warte darauf, dass man mir verrät, zu welchem Gate ich muss. Die Kontrolle selber war der Hammer. Dass wir unsere Hosen anbehalten durften, lag wohl nur daran, dass heute Montag ist. Tasche, Notebook (ausgepackt), Jacke, Gürtel, Schuhe und meine Uhr musste ich in eine Kiste packen, die dann durchleuchtet wurde. Anschließend wurde ich noch persönlich von einem Sicherheitsbeamten durchsucht (der Mann war sehr gründlich, ich glaube, er kennt meinen Körper jetzt genauso gut wie ich). In Heathrow herrscht eine riesige Angst vor einem Terroranschlag. Auch wenn es nervt, bin ich doch dankbar, dass sie es hier so genau nehmen. Alles andere würde mich nur nervös machen. So, ich schau mal, ob es schon ein Gate zu meinem Ticket gibt. Wir hören uns in Hamburg.

Nachtrag: Mit einer Stunde Verspätung bin ich sicher in Hamburg gelandet. Gute Nacht.

Sonntag, 16. September 2007

Oxford III

Seit ein paar Minuten bin ich wieder in Witney. Der Tag war lang und voller Eindrücke. Alles ging los mit einem britischen Frühstück und der Fahrt zu einem Parkplatz in Oxford. Von dort gingen die Shuttlebusse zur Gemeinde los. Das Kings-Center selbst liegt mitten in einem Industriegebiet. Neben der Gemeinde ist auch noch die Bibelschule in dem Gebäude untergebracht.
Im Gottesdiest gab es ein paar Punkte, die mich ins Nachdenken gebracht haben. Man spürt dem Gemeindeverband hier ab, dass sie wirklich zusammengehören und zusammen arbeiten. Das erreichen sie dadurch, dass die Arbeit nicht nur von einem Hauptpastor (Inspektor) geleitet wird, sondern dass es verschiedene Teams gibt, die sich den einzelnen Gemeinden kostenlos zur Verfügung stellen. Und sie haben eine gemeinsame Vision.
Im Gottesdienst habe ich dann auch Duck Holy kennen gelernt. Duck strahlt eine unglaubliche Liebe für Jesus aus und arbeitet als Musiker für Kinder. Er hat innerhalb von wenigen Minuten die rund 1000 Besucher zum Toben gebracht, aber auf eine gute Art und Weise. Man musste einfach mitmachen.
Nach dem Gottesdienst ging es dann nach Oxford rein. Audry und Cedric haben mit Colleges, Kirchen und noch ein paar wunderschöne Ecken gezeigt. Ich stand unter der Kanzel von John Wessley und war in dem Speisesaal, in dem Harry Potter gedreht wurde. Sehr viel mehr Kontrast ist fast schon nicht mehr möglich, zumal beide Orte keine 300m auseinander liegen. Und wenn man einmal sieht, was John alles bewegt hat, wirkt das ganze Drumherum um Harry Potter so unglaublich blass.
Morgen treffe ich den Hauptpastor des Gemeindeverbandes und den Leiter der Bibelschule. Zwei Treffen, auf die ich mich schon heute freue. Am Nachmittag geht es dann zurück nach London und abends nach Hamburg.

Samstag, 15. September 2007

Oxford II

So, jetzt bin ich da, wo ich hin wollte. Nach einem angenehmen Flug, genug Platz für die Beine udn einem leckeren Sandwich bin ich in London gelandet. Audry und CEdic haben mich vom Flughafen abgeholt und mich ein wenig in ihr Land eingeführt. Jetzt sitze ich in Ihrem wunderschönen Haus und bin einfach nur dankbar dafür, dass ich hier sein kann. Es gab schon leckeren Kuchen, den Audry gebacken hat und meine erste Tasse englischen Tee. Morgen werde ich dann den GEmeindeverband kennen lernen. Cedric hat schon angedeutet, dass iche in paar Leute treffen werde, auf die ich mich freue. Ich stehe im Augenblick an einem Punkt, an dem ich mehr Fragen als antworten habe. Ich suche nach einem Weg, wie Menschen mit der besten Nachricht der Welt erreicht werden udn gleichzeitig in einer Gemeinde auch langfristig eien Heimat finden. Ich suche also nach einem missionarischen GEsamtkonzept, das nicht nach einem Alphakurs stehen bleibt. Mal sehen, wie die Leute hier diese Frage beantworten.

Im Flugzeug habe ich noch mal im Emmaus-Kurs herumgestöbert. Ich denke, hier stimmt schon mal die Richtung. JEtzt würde ich gern herausfinden, wie man die vielen guten Ideen auch umsetzen und leben kann.

So, jetzt werde ich es mir in meinem schönen großen Bett gemütlich machen. Gute Nacht.

Oxford I

Ich sitze gerade am Flughafen in Hamburg und warte auf meinen Flug nach London. Bis Montag werde ich bei Audry und Cedric sein. Cedric war in den letzten beiden Jahren immer mal mit einer Gruppe Studenten bei uns und ich finde, es ist ein guter Zeitpunkt, um mal nachzuschauen, wo sie eigentlich herkommen. Morgen findet in Oxford eine Konferenz statt, zu der Cedric mich eingeladen hat.
Ich sehne mich im Augenblick danach, einmal etwas ganz anderes und etwas ganz Neues kennen zu lernen, weil ich merke, wie sich mein Blick in den letzten Monaten zu sehr auf zu wenige Punkte konzentriert hat (die nicht immer schön waren) und mein Leben dadurch ein wenig blasser geworden ist.
Schade, dass Karin und die Kinder nicht mitkommen können, aber sie sind in guten Händen. Gerlinde ist vorhin in Hamburg angekommen. So, mal sehen, wann ich das hier online stelle. Ich könnte hier zwar für ein Heidengeld einen Wlan-Zugang bekommen, aber ich sehe es nicht ein, dass ich für die eine Minute, die ich brauche, so viel Geld hinzublättern. Ich vermute mal, dass es in England auch schon Internet gibt ... Ich melde mich wieder.

Donnerstag, 13. September 2007

Lernen, verlieren zu können

Tabita hilft mir immer wieder neu zu lernen, wie es ist, eine Diskussion zu verlieren. Zum Beispiel vor drei Minuten.

Tabita: "Papa, wann habe ich Geburtstag?"

Ich: "In einem halben Jahr."

Tabita: "Nein, das ist doch viel früher."

Ich: "Nein, du hast erst in sechs Monaten Geburtstag."

Tabita: "Nein, das ist doch viel früher. Und zwar in 5 Monaten. "

Ich: "Schau mal, wir haben doch erst vor ein paar Tagen deinen Halbgeburtstag gefeiert (STELLT MIR DAZU KEINE FRAGEN, DASS IST EINE GANZ ANDERE GESCHICHTE). Also: Vor einem halben Jahr hattest du Geburtstag und in einem halben Jahr wirst du Geburtstag haben. So ist das mit dem Halbgeburtstag."

Tabita: "Na, dann lassen wir uns mal überraschen, wann ich Geburtstag habe."

Sprach's und ließ mich mit meinen Tränen allein.


 

Dienstag, 4. September 2007

Abschied, Neuanfang und das Leben dazwischen

Im Augenblick sind Andrea und Ulrich Reuter bei uns zu Gast. Wir denken als Gemeinde laut darüber nach, ob Uli mein Nachfolger hier in der Stadtmission wird und Reuters denken darüber nach, ob sie sich vorstellen können, hier zu leben und zu arbeiten. Ich (ganz persönlich, für mich, aus meiner Sicht) glaube, dass das richtig gut passen kann, auch wenn es sicherlich nicht immer einfach sein wird. Uli hat eine Art, mit der er gut die Lücken schließen kann, die ich nicht ausfülle. Würden sie kommen, dann weiß ich, dass die Gemeinde einen guten Pastor bekommen hat.

Wenn ich jetzt hier so sitze und darüber nachdenken, dann wird es immer klarer für mich, dass unsere Zeit hier in Hamburg zu Ende geht. Die Wirklichkeit wird fühlbar. Würde mich jemand fragen, wie es mir damit geht, dann könnte ich gar keine schlüssige Antwort darauf finden. Auf der einen Seite tut es weh, wenn ich daran denke, hier viele Menschen zurück lassen zu müssen, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und auch eine Arbeit, in die ich mich mit Leidenschaft investiert habe. Die Gemeinde ist ein Teil meines Lebens geworden. Auf der anderen Seite merke ich, dass ich anfange, mich auch innerlich von manchem zu lösen. Sicherlich wurde das jetzt durch die Turbolenzen der letzten Wochen beschleunigt.

Die Frage ist, wie wir das vor uns liegende Jahr gestalten. Ich möchte hier zu einer guten Landung ansetzen, um dann meinen Platz einem anderen zu überlassen. Um einmal in dem Bild zu bleiben: Ich will nicht die Tür vom Flugzeug einfach aufreißen, den Fallschirm anschnallen und dann nur noch mal ins Innere Brüllen: "Ich bin dann mal weg." Der Wechsel sollte von uns so ruhig wie möglich gestaltet werden. Es gibt noch eine Idee, die ich gern umsetzen möchte. Ansonsten weiß ich noch nicht, wo und wie ich mich anderes einbringen werde, nur dass das letzte Jahr anders sein wird, als die anderen.

In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass wir im Studium eine Menge gelernt haben. Uns wurde beigebracht, wie man einen Bibeltext auslegt, wie Theologie "funktioniert", wie man eine ansprechende Predigt schreibt, wie man Gemeinden leitet und was weiß ich noch alles. Viele, viele wertvolle Dinge. Ich bin Gott und meinen Dozenten dankbar für mein Studium in Tabor. Was man uns aber leider nie beigebracht hat war die Antwort auf die Frage, wie man eine Versetzung gestaltet – weniger technisch in der Gemeinde selber, sondern auch emotional. Wie gehe ich damit um, eine Arbeit aufzugeben, an der ich 10 Jahre lang leitend mitgearbeitet habe? Wie kriege ich das unter die Füße, dass Menschen mir das Steuer aus der Hand nehmen, obwohl ich noch da bin? Wie helfe ich einer Gemeinde, die hier bleibt, während wir weggehen? Klar, wenn sich Pastor und Gemeinde im Streit trennen, dann ist das kein Thema, weil es neben dem Versuch, die strittigen Punkte doch noch zu klären und sich wenigstens gegenseitig Vergebung zu zusprechen, wohl nur noch darum geht, möglichst schnell den Möbelwagen zu beladen. Aber was ist, wenn die Beziehung zwischen Hauptamtlichen und Gemeinde gut ist und viele nicht wollen, dass wir gehen? Irgendwann sollten wir mal irgendwo darüber reden ….

Noemi, Tabita und Elias

Noemi, Tabita und Elias
Drei Gründe, um Gott dankbar zu sein.