Samstag. Sitze gerade im Zug nach Marburg. Die Gefühle mischen sich ein wenig. Spannung, Vorfreude, aber auch die Frage, ob dass, was wir hier machen, richtig ist. Nach wie vor wäre für mich die Stelle und für uns Marburg der Hauptgewinn, aber wir müssen dann eben auch leider Hamburg loslassen. Einfach wird das nicht.
Zu allem Überfluss habe wir kurz vor der Abfahrt zum Bahnhof Anne und Chistoph getroffen. Anne hat einige Zeit für Chris gearbeitet und die beiden sind vor ein paar Wochen nach Wiesbaden umgezogen, weil Christoph endlich einen festen Arbeitsvertrag bekommen hat. Die beiden haben den Umzug hinter sich und was sagt Christoph: „Dass wir aus Hamburg weg sind, ist mir erst jetzt klar – und wir vermissen die Stadt und die Leute sehr.“ Na super. Genau die Worte, die ich gebraucht habe.
Ich kann die letzten 10 Jahre nicht einfach so vom Tisch wischen und ich will es auch nicht. Wir haben hier gemeinsam sehr viel aufgebaut und auf den Weg gebracht. Freundschaften sind entstanden und Kinder wurden geboren. Aber gut, wir haben schon lange ein Ja zu Marburg gefunden und daran halten wir jetzt fest und gehen weiter.
Zwei Stunden später: Sitze gerade in dem Abschnitt zwischen Kassel und Marburg in einem Abteil. Mit mir zusammen 5 Leute aus der Heide auf den Weg in Schwarzwald. Wir reden über alles Mögliche: Kartoffeln, die Schönheit der Heide, Bier, meine Kinder. Dann fragt jemand, was ich beruflich mache. „Ich bin Pastor.“ Betretendes Schweigen, Stille, Suche nach Worten. Erklärungen, warum sie nicht in die Kirche gehen. Die Stimmung kippt. Ich bin ein Außerirdischer.
So, bin jetzt in Tabor angekommen und sitze im Foyer, wo ich einen Internetanschluss habe. Gerade habe ich mit meinen Schwiegereltern in der Cafeteria gesessen. Sie sind hier gerade zur Taborwoche. Mein Zimmer ist schön und ruhig und es tut gut, hier zu sein. Morgen werde ich dann im Gottesdienst die Predigt halten und anschließend mit den Leuten zusammen sein, grillen, essen, reden.
Samstag, 30. Juni 2007
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1 Kommentar:
Hallo Stefan, danke dass du uns an deiner Fahrt teilhaben läßt.
Vielleicht haben deine Mitreisenden ja was gelernt, sie wissen jetzt jedenfalls, dass auch ein Pastor Kartoffeln isst und Bier trinkt, Kinder hat und wie jeder andere Mensch ein Transportmittel braucht,um von A nach B zu kommen. Und sie wissen auch, dass nicht jeder Pastor ein humorloser alter Knochen sein muss!
Für morgen wünsche ich dir, dass du eine außerirdisch gute Predigt hältst.
Lieben Gruß aus Hamburg, Marion
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