Dienstag, 22. Mai 2007

Ein neuer Horizont erwartet uns

Am Sonntag haben wir es in den Gottesdiensten bekannt gegeben und damit ist es nun ganz offiziell: Wir werden die Stadtmission im Sommer 2008 verlassen. Noch müssen die letzten Gespräche geführt werden, und wir müssen dann eine endgültige Entscheidung treffen, aber so wie in den letzten Wochen hier eine Tür nach der nächsten aufgegangen ist, wird unsere neue Heimat wieder einmal Marburg sein. Karin hat dort viele Jahre gelebt, ich habe dort studiert und wir hatten dort unsere erste gemeinsame Wohnung.
Ich freue mich unglaublich auf die neue Herausforderung. Es ist eine Gemeinde, die ganz anders ist als die Stadtmission, aber ich habe den Eindruck, ich kann meine Gaben und Fähigkeiten dort gut einbringen. Während meines Studiums am Theologischen Seminar waren wir dort Mitglieder und ich freue mich sehr darauf, wieder alte Bekannte zu treffen und mit ihnen weiter Gemeinde zu bauen. Es ist fast so, als würden wir nach Hause kommen, auch wenn sich in den letzten 10 Jahren vieles verändert hat.
Die andere Seite der Medaille wird der Abschied hier sein. Schon am Sonntag flossen einige Tränen, manche können und wollen nicht verstehen, dass wir gehen, andere haben Angst vor dem, was oder besser, wer nach uns kommt. Das heißt, neben den Emotionen, mit denen wir konfrontiert sind, haben wir eine sehr knifflige Aufgabe vor uns. Hinzu kommt, dass wir im Frühjahr nächsten Jahres einen neuen Vorstand einsetzen werden. Wir können es schaffen, aber wir müssen konzentriert arbeiten und sehr hellhörig sein auf das, was Jesus uns in dieser Zeit sagen will.

Noch was anderes. Heute habe ich von einer Gemeinde gelesen, die ihren Gottesdienstraum in ver Zonen eingeteilt hat, die mit Klebeband auf dem Boden deutlich voneinander getrennt sind. Es sind die hot-and-cold-worship-zones. In den ersten Reihen vor der Kanzel sitzen sie, deren Herz voll ist und die Gott ganz und gar anbeten wollen. Hier sieht man viele Hände, die nach oben gehen, Leute singen aus voller Kehle, sie tanzen. Dahinter sitzen die, die einfach nur froh sind, im Gottesdienst zu sein. Sie singen mit, aber sie bleiben vielleicht während der Anbetungszeit sitzen. Danach kommen dann die, die den Gottesdienst distanziert beobachten und dann gibt es noch die, die in einem separaten Raum hinter einer Glasschscheibe sitzen, mit Kaffeemaschine. Sie beobachten und entspannen sich einfach nur. Je nachdem, wie sich jemand gerade fühlt oder mit welchen Motiven er gekommen ist, sitzt er an unterschiedlichen Stellen im Gottesdienst. Bizarr oder? Auf der anderen Seite: Ist das nicht auch sehr echt und sehr besucherfreundlich? Ich werde nicht gezwungen, irgendwo mitzumachen. Ich muss nicht zur Anbetung aufstehen und meine Lunge aus dem Hals singen, nur weil es die anderen auch tun. Andererseits kann ich es aber tun, wenn ich es will. Ein Mensch, der erst einmal aus einer gewissen Distanz Christen und ihre Botschaft kennen lernen will, kann das in Sicherheit tun, ohne Angst haben zu müssen, vereinnahmt zu werden.
Ich habe nicht vor, morgen los zu ziehen und Klebeband zu kaufen, aber die Richtung gefällt mir. Das ist nichts zum Kopieren, sondern zum Kapieren.

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