Ich sitze gerade an meiner Predigt für Sonntagabend. Es geht um das Sendschreiben an die Gemeinde in Thyatira. Einer der Texte, bei denen man in Ruhe hinschauen muss, um sie in der ganzen Tiefe zu verstehen. In diesem Brief wirft Jesus seiner Gemeinde vor, dass sie die Irrlehren einer falschen Prophetin zulässt. Die Frau steht auf der Kanzel und erzählt fröhlich frisch, dass es für Christen eine unglaubliche Reife darstellt, wenn sie an einem Tag zum Grillen im Zeustempel und am nächsten Tag zum Swingen bei Uschi verabredet sind.
An der Stelle könnte ich es mir ja leicht machen und einfach mal eine Liste aufstellen, was man heute als guter Christ alles darf und was nicht – oder ich greife einfach auf eine der vielen tausend zurück, die es schon zu diesem Thema gibt. Aber es doch um mehr, als dass Jesus Götzenopferfleisch ekelig und Pornoschuppen doof findet.
Ich denke, wir müssen den präsentischen Aspekt des Reiches Gottes hier im Blick behalten. Jesus hat uns das ewige Leben geschenkt, das eben nicht erst nach unserem Tod anfängt, sondern heute schon. Ein Leben in Fülle, Qualität und Tiefe. Wenn er uns Dinge aufs Herz legt, die wir ablegen sollen, dann meint er immer etwas, was uns von diesem neuen Leben ablenkt, uns blind dafür macht oder uns wie Bettler aussehen lässt, obwohl wir Königskinder sind. Kurz: Dinge, die das in unserem Leben wieder kaputt machen, was Jesus mit seinem Leben bezahlt hat. Klar, dass er da so empfindlich reagiert.
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